Sie wecken uns am Morgen, navigieren uns von A nach B, spielen unsere Lieblingsplaylist, bringen uns mit Menschen auf der ganzen Welt in Kontakt und helfen uns, den passenden Lieferdienst für das Abendessen zu finden. In praktisch allen Lebenslagen und zu jeder Tageszeit nutzen wir heutzutage das Smartphone oder andere digitale Endgeräte wie Tablets, Smartwatches, Laptop und Co. Das ist häufig praktisch und macht das Leben für uns leichter. Ständig online zu sein, führt aber auch zu Stress-Situationen, die einfach nicht nötig wären. Die dauerhafte Strahlung am Tag, oder auch in der Nacht, tut uns zudem nicht gut und kann möglicherweise sogar krank machen. Da stellt sich die Frage, ob es heutzutage überhaupt möglich ist, mal darauf zu verzichten und zumindest zeitweise offline zu sein. Digital Detox ist der entsprechende Begriff, mit dem auch wir als Personal Trainer bei unserer Arbeit vermehrt zu tun haben. Denn wir kümmern uns um die Gesundheit unserer Kunden und hinterfragen kritisch, was ungesunde Faktoren in deren Alltag sind. Stress, Konzentrations- und Schlafprobleme durch den ständigen Griff zum Smartphone gehören leider immer häufiger dazu.
Digital Detox – warum eigentlich?
Dass Digital Detox ein immer wichtiger werdendes Thema ist, zeigt nicht nur die Erfahrung unserer Arbeit, sondern wird auch durch zahlreiche Studien über das Nutzungsverhalten der Deutschen von Smartphones belegt. Demnach nutzen es 80% der 14- bis 37-Jährigen mehr als drei Stunden pro Tag, jeder Dritte ist sogar mehr als sechs Stunden täglich am Handy. Laut weiteren Untersuchungen entsperrt der durchschnittliche Nutzer sein Smartphone täglich rund 80 Mal. Für manche wird es zum regelrechten Zwang, direkt jede E-Mail oder App-Information zu lesen und über Push-Nachrichten sofort zu wissen, dass es Neuigkeiten gibt. Doch seien wir mal ehrlich, wie wichtig ist das meist wirklich? Auch die Tatsache, dass viele noch im Bett am Handy „daddeln“ oder ihr Smartphone nachts im Schlafzimmer laden, lässt uns über die Notwendigkeit von Digital Detox nachdenken. Denn neben dem gesundheitlichen Aspekt, klaut uns das Smartphone doch irgendwie auch das reale Leben und vor allem eins: Zeit! Zeit für uns selbst und für unsere Liebsten.
Soll man jetzt ganz auf das Handy verzichten?
Nun ist es besonders im Berufsalltag für viele sicher nicht leicht, auf die digitale Welt zu verzichten, doch auch hier kann man mit kleinen Stellschrauben und ein paar Regeln dafür sorgen, dass das Smartphone wieder zum Nutzenstifter wird und nicht zum Stressauslöser. Und besonders in der Freizeit sollten wir doch eigentlich nur von den Vorteilen profitieren und uns nicht vom Smartphone stressen oder sprichwörtlich vergiften lassen. Sogenannte 24h Offline Challenges, Digital Detox Apps (ja so etwas gibt es wirklich) oder ein Wochenende ohne Smartphone, sind Wege, die manchen bei der digitalen Entgiftung helfen. Wer aber seine Smartphone-Nutzung im Alltag langfristig reduzieren will, der muss eine viel größere Herausforderung meistern, er muss seine Gewohnheiten ändern. Und wie bei Sport oder einer Ernährungsumstellung ist oft der Weg der kleinen Schritte auf langfristige Sicht erfolgreicher, als von heute auf morgen alles komplett zu ändern oder wie in diesem Fall das Handy komplett wegzulassen. Daher haben wir hier ein paar Tipps, wie man dem Online-Rausch zumindest ein wenig entkommen kann.
Eine erste Empfehlung ist, die Push-Up Nachrichten am Handy auszuschalten, so wird man nicht ständig daran erinnert, dass es in irgendeiner App etwas Neues gibt und man entgeht dem Druck der ständigen Aufmerksamkeit und Neugier. Dies ist auch ein wichtiger Aspekt für unseren zweiten Tipp, nämlich selbst zu bestimmen, wann man das Smartphone nutzt. Wenn wir stets und ständig auf das digitale Umfeld reagieren, haben wir keine Kontrolle mehr. Viel besser ist es, zu agieren und das Handy nur dann in die Hände zu nehmen, wenn wir es wirklich wollen oder brauchen.
Natürlich sollten wir trotzdem auf Emails, WhatsApp Nachrichten oder Sprachmemos reagieren, denn das gehört für die meisten heutzutage nun mal zur geschäftlichen aber auch privaten Kommunikation. Jedoch muss das nicht immer sofort und vor allem von anderen bestimmt sein. Hierfür empfiehlt es sich, Zeitfenster in den Alltag einzuplanen und diese auch einzuhalten. Denn aus „mal eben kurz die Mails checken“, wird bei vielen häufig mehr: Schauen, wie viele Likes der jüngste Post bekommen hat, prüfen, wie das Wetter nächste Woche wird und ja, die Facebook Anzeige schau ich mir auch gleich noch an, könnte ja interessant sein… und schon sind wir wieder dabei, nur auf andere zu reagieren. Es ist also auch wichtig, Zeiten festzulegen, in denen das Smartphone definitiv ausgeschaltet bleibt, zum Beispiel abends, um zur Ruhe zu kommen oder morgens für einen stressfreien Start in den Tag. Neben Smartphone-freien Zeiten sollte es auch Smartphone-freie Räume geben, wie das Schlafzimmer, das Esszimmer oder das Restaurant. So entsteht Zeit für mehr Kommunikation und wir lernen die analoge Welt wieder kennen. Denn was spricht gegen einen Wecker, der einfach nur wecken kann, eine Landkarte aus Papier oder das persönliche Gespräch?
Ein weiterer Tipp ist es, das Umfeld in die Digital Detox Pläne mit einzubeziehen, denn in diesem Fall ist Reden nicht nur Silber, sondern unserer Erfahrung nach auch Gold. Stellen Sie innerhalb der Familie Regeln auf, informieren Sie andere, dass Sie offline sind, zum Beispiel durch automatische Email-Antworten oder kommunizieren Sie klar, dass Sie Ihren Handy-Konsum gerade etwas reduzieren wollen. Das nimmt Ihnen den Erwartungsdruck, prompt auf eine Nachricht antworten zu müssen und führt wiederum dazu, dass Sie mehr agieren statt reagieren können. Und wenn Ihnen dies gelingt, ist das Smartphone kein Gift mehr, sondern wieder nützlicher Alltagsbegleiter.